Herr Lavendel – In der Musikschmiede

Nächtens wachen auf die irren, Lügenmächt'gen Spukgestalten. So heißt es in einem Musikstück von Johannes Brahms, einem der Lieblingskomponisten unseres musikalischen Leiters Bernhard. Er selbst schreibt auch gerade an einem Werk, das eigentlich schon im April seine Uraufführung feiern sollte. Und er hat uns verraten, dass er am liebsten in der Nacht komponiert, da kommt ihm der Sommer gerade recht.

 

Bernhard, du schreibst gerade an einem Stück, das schon seit April fertig sein sollte. Wie kommt's?

 

Ich habe im Jänner von meinen beiden Kinderchorleiterinnen den Auftrag angenommen, zum fünfjährigen Jubiläum ein Werk für unseren Kinderchor zu schreiben, das wir im April dann präsentieren. Dann kam bekanntlich Corona und hat dieses Jubiläum vorerst verhindert, aber wir holen das bestimmt nach. Schade, dass es im April nicht geklappt hat, aber es hat auch etwas Gutes: statt der angepeilten 50 Minuten habe ich jetzt Zeit, das Werk ein bisschen gründlicher zu entwickeln. Wir werden da schon um einiges länger werden.

 

Du hast in der VLMA relativ viel um die Ohren, wann findest du da noch Zeit zum Komponieren?

 

In der Nacht (lacht). Nein, wirklich, da kommt mir der Sommer natürlich entgegen. Im Sommer habe ich immer Ferien, da ist der Schlafrhythmus nicht so entscheidend wie unterm Schuljahr, wenn man früh aufstehen muss. Und da hab ich meine Ruhe, im Hinterhof, der an meinem Arbeitszimmer liegt, ist es da schön ruhig und da schöpfe ich meistens Inspiration, um meine musikalischen Ideen zu verwirklichen. Dann kommt es schon mal öfters vor, dass ich bis 4 Uhr in der Früh am Computer und am Piano sitze.

 

Welche Aufgaben musst du alle erfüllen, um dieses Werk zu schreiben?

 

Es wird ein Kindermusical. Nachdem ich im Bereich modernes Musiktheater relativ bewandert bin, kenne ich auch viele Anforderungen und kann wirklich alles selbst machen – auch das erlaubt mir, in der Nacht zu arbeiten, weil ich kaum jemanden anrufen muss oder Aufgaben auslagere. Meistens läuft es so, dass ich eine Melodie oder einen Text, ein kurzes Gedicht als Ausgangspunkt nehme und mit überlege, wir könnte man das mit Text oder eben Musik zusammensetzen. Ich probiere dann recht viel am Klavier aus. Und wenn ich mich mit mir auf eine beste Variante einigen kann, dann notiere ich und schreibe das gleich für alle Instrumente auf. Da bin ich wirklich wie ein Kleingärtner, von der Saat bis zur Ernte erledige ich alles selbst.